Warum Telefonate mit dem Anlageberater bald aufgezeichnet werden müssen
Der Gesetzgeber hat kürzlich nach langem Hin und Her die Finanzanlagenvermittlungsverordnung (FinVermV) beschlossen, die mit Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt am 21. Oktober in Kraft trat. Mit reichlich Verspätung wird damit die EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II in deutsches Recht überführt. Das Regelwerk betrifft gewerbliche Finanzanlagenvermittler und Honorar-Finanzanlagenberater mit Erlaubnissen nach Paragraf 34f bzw. 34h der Gewerbeordnung.
Nach Ende der FinVermV-Übergangsfrist im August 2020 müssen telefonische Beratungs- und Vermittlungsgespräche zwischen Kunde und Anlageberater aufgezeichnet und archiviert werden („Taping“). Das Gleiche gilt für Beratungen per Chat. Branchenvertreter befürchten dadurch ein gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen Berater und Kunde und hoffen noch auf eine Änderung im Zuge der MiFID-II-Evaluation im nächsten Jahr. Ebenfalls neu ist eine vorgeschriebene Geeignetheitsprüfung, die sicherstellen soll, das vermittelte Finanzprodukte wirklich zum Kunden passen. Das lange diskutierte Provisionsverbot wurde nicht in die Verordnung aufgenommen.
Zdenko meint:
Es ist krank, was sich die Politiker ausdenken.
Wenn man Kunden fragt, keiner braucht und will ein Taping. Oder möchten Sie, dass sehr persönliche, oft intime Informationen, die Sie dem Berater Ihres Vertrauens mitteilen, aufgenommen und irgendwo im Internet in einer Datenbank auf Jahre gespeichert werden? Die Politik setzt es gegen den allgemeinen Willen der Betroffenen (Kunden und Berater) trotzdem durch, ohne zu fragen, wer die Kosten trägt und ob die Mehrheit davon profitiert oder benachteiligt wird, als ob wir nicht genug von wirklichen Problemen hätten, die die Menschen dringend gelöst haben möchten.
Wenn die Politik schon die Menschen schützen möchte, wo von ich ausgehe, warum überlässt man die Entscheidung nicht dem Kunden? Er müsste nur im Protokoll ankreuzen, ich will es oder ich will es nicht?
Wo sind unsere friday for future Aktivisten? Wissen sie nicht, welche katastrophale Ökobilanz diese in den meisten Fällen absolut sinnlose jahrelange Speicherung der riesigen Datenmengen, die beim Taping entstehen, produzieren wird?